Interdisziplinäre Technikfolgenabschätzung zu Servicerobotern

  • Ansprechperson:

    Decker, Michael (ITAS)

    Fischer, Martin

     

Ein Serviceroboter führt laut Definition teil- oder vollautomatisch Dienstleistungen durch, die dem Wohlergehen von Menschen und Einrichtungen dienen, ausgenommen Tätigkeiten zur industriellen Erzeugung. Servicerobotern wird seit geraumer Zeit ein ähnliches Innovationspotential wie Industrierobotern prognostiziert. Derzeit werden Servicerobotik-Systeme hauptsächlich in den Bereichen Verteidigung, Rettung, Sicherheit und Landwirtschaft eingesetzt, unter Aufsicht eines menschlichen Experten und in einem geschützten Raum. Die hier zu betrachtenden Serviceroboter agieren dagegen in exponierten, menschenreichen Umgebungen oder stellen sogar eine Dienstleistung unmittelbar am Menschen dar, etwa im Pflegebereich. Diese Dienstleistungen bringen also mit sich, dass Robotiklaien mit Robotern umgehen können und müssen und dass Unbeteiligte im Umfeld des Roboters anzutreffen sind. Überdies spielt sich die Dienstleistung in der normalen Lebenswelt ab, die nur sehr bedingt für einen Robotereinsatz angepasst werden kann.

Der zunehmende Wandel der Alterpyramide der Bevölkerung und der damit zusammenhängende Bedarf an Pflegedienstleistungen lässt die Einführung von Servicerobotik-Systemen in der Kranken- und Altenpflege besonders vorteilhaft erscheinen. Eine weitgehende robotische Unterstützung kann Hilfebedürftigen ermöglichen, länger eigenständig zu bleiben und wäre gleichzeitig durch mögliche Kostenreduktionen gesellschaftlich wünschenswert. Andererseits stellen ethische Gesichtspunkte, die Grundbedürfnisse wie Freiheit, Autonomie und die Unerlässlichkeit sozialer Kontakte und Zuwendung tangieren, ernst zu nehmende Einschränkungen dar. Die medizinische Versorgung wird heute fast ausschließlich von Menschen geleistet. Achtsame menschliche Dienstleistung zeichnet sich hierbei durch Anpassung an den individuellen Bedarf aus und umfasst insbesondere zwischenmenschliche Fähigkeiten wie Freundlichkeit, Höflichkeit und Mitgefühl, die ein Roboter nicht erbringen kann.

Die spezifischen Eigenschaften und Erfordernisse der Servicerobotik in verschiedenartigen Anwendungsgebieten unterscheiden sich erheblich und rufen ein breites Feld offener Fragen hervor. Potentiale, Risiken sowie angemessene Förderungen oder auch Restriktionen sollen aus Sicht der Technikfolgenbeurteilung analysiert und bewertet werden. Die wissenschaftliche Arbeit der Projektgruppe umfasst daher die relevanten disziplinären Perspektiven und bündelt technische, ökonomische, rechtliche, ethische, methodologische, anthropologische und psychologische Aspekte, um abschließend interdisziplinär tragfähige Handlungsempfehlungen zum Einsatz von Servicerobotik in der Gesellschaft zu geben. Hiermit richtet sich die Studie an die einschlägigen wissenschaftlichen Disziplinen, die Politik und die interessierte Öffentlichkeit.